Ich legte mich am Abend mit einer Packung „Teufelskralle“ in die warme Badewanne, da ich tagsüber schon immer wieder ein leichtes Ziehen im Unterleib und Rücken spürte.
Danach bereitete meine Frau Lina einen leckeren Brotzeit Teller für uns vor für mich mit extra viel Bärlauch Brot und Knoblauch Humus. Wir scherzten noch „hoffentlich geht’s heute Nacht nicht los und die arme Margaretha muss meinen Knobi Gestank aushalten…“ (sorry Margaretha! ;-)). ( Kleine Anmerkung von Margaretha: ich liebe Knoblauch…)
Wir gingen ins Bett und ich schrieb Margaretha und sollte sie am nächsten morgen Updaten und mich erstmal noch ausruhen.
Ich war voller Energie und Vorfreude, weil ich wusste, jetzt dauert es nicht mehr lang und es geht bald los!
Lina wurde unruhig und wollte im Wohnzimmer alles in Ruhe herrichten, damit sie das nicht am nächsten morgen erledigen muss, wenn unser Sohn Ludwig (2,5 Jahre) wach ist.
Sie ging nochmal runter und räumte alles auf, richtete den Pool her, stellte unsere Geburtskisten bereit, stellte Getränke und Energie Snacks bereit, baute meinen kleinen Geburtsaltar mit den Steinen und den Kerzen auf und dunkelte das Wohnzimmer ab.
Ich hatte Nachts immer wieder Wehen, relativ unregelmäßig zwischen 30 min und 10 min., musste aber teilweise veratmen. Ich war die ganze Zeit bei Lina und Ludwig im Familienbett und summte leise sitzend vor mich hin.
Zwischendrin konnte ich manchmal die Augen zu machen. Mir half eine Wärmflasche zur Schmerzlinderung, die ich mir an den unteren Rücken hielt.
Gegen 5 Uhr morgens hatte ich regelmäßig alle 10 Minuten Wehen und habe Lina geweckt, sie soll Margaretha Bescheid geben, dass sie am Morgen vorbei schaut.
Gegen halb 9 traf Sie ein und machte sich ein Bild von der aktuellen Lage.
Ab da hatte ich keine Wehen mehr, sie waren wie weggeblasen.
Ich war müde von der Nacht und sollte versuchen zu schlafen. Nach 1 Stunde ohne Wehen ging Margaretha nochmal nachhause – es wird noch eine Weile dauern, alles ist noch zu unregelmäßig und schwach. Wir sollen uns allerdings sofort melden, wenn was ist!
Es war ein komischer Tag. Der Himmel leuchtete gelb und die Sonne kam nicht durch – ein Nebel scheint alles zu verdecken – die Stimmung war komisch.
Dass an diesem Tag Saharasand kam und später auch noch – wie passend: Blutregen – war irgendwie besonders.
Margaretha verließ gegen mittags halb 12 unser Haus und Zack waren die Wehen wieder da und zwar regelmäßig und stark alle 10 min/alle 5 min. Das zog sich über den Vormittag so. Lina war mit Ludwig draußen und ich veratmete weiterhin in Ruhe meine Wehen.
Ich war mir unsicher, wann der richtige Zeitpunkt ist, Margaretha wieder zu uns zu rufen.
Die Wehen wurden immer stärker und so langsam wollte ich Sie aber doch bei mir haben. Der Druck wurde immer größer und ich brauchte jetzt auch Lina bei mir. Die Wehen ließen sich nur noch im stehen aushalten. Ich stand und hielt mich im Tuch (das Lina an der Decke befestigte) und bei Lina ein. Irgendwie wollte ich nochmal auf Toilette. Dort verlor ich nochmal einen Riesen Schleimpropf und hatte meine erste Presswehe, die ich versuchte zu unterdrücken.
Lina hatte inzwischen Margaretha angerufen, die eine halbe Stunde später eintreffen sollte. Lina rief auch ihre Mutter an, damit sie unseren Sohn abnimmt und beschäftigt.
Ich hielt den Pressdruck nicht mehr aus und musste mit pressen, habe mir aber gesagt: ich bekomme das Baby jetzt nicht ohne Margaretha! Ich bat Lina, den Pool sofort einzulassen, da ich unbedingt rein wollte und wusste, wenn nicht jetzt, dann gar nicht!
Lina ließ Wasser ein und ich stieg rein. Dann konnte ich das Pressen nicht mehr aufhalten und die nächste Wehe kam. Mit ihr kam die Vorblase und ich dachte erst, es wäre das Köpfchen.
Margaretha kam Gott sei Dank ein paar Minuten später ins Haus gerannt und als sie ins Zimmer kam, konnte ich los lassen und habe weiter gepresst. Ich fühlte mich jetzt so sicher und bereit und ich war so froh, dass sie da war.
Ludwig fing an zu weinen und Lina ging raus mit ihm. Dann war das Köpfchen auch schon da. Margaretha rief Lina wieder zurück, die Ludwig schnell beruhigen konnte und auf einmal war Ludwig ganz freudig, als er erfuhr, dass das Köpfchen schon da war.
Für mich war das Gefühl sehr komisch, als die kleine Maus sich dann noch halb in mir drin gedreht hatte.
Und mit zwei weiteren Presswehen kamen dann die Schultern und der restliche Körper.
Sie schwamm unter mir hindurch davon und ich konnte sie nicht selbst greifen. Margaretha half mir und da war sie also geboren! Es war so ein magischer Moment!
Unser Mädchen wurde mit Glückshaube geboren.
Linas Mama schaffte es nicht mehr rechtzeitig, sie stand vor der Türe und rief Lina an, um Ludwig zu holen. Lina ging ans Telefon und rief unter Tränen: SIE IST SCHON DAAAAA!
Ludwig begrüßte Marlene gleich und wir waren einfach unendlich glücklich!
Kurz darauf kam auch schon die Plazenta und dann wollte ich auch ziemlich schnell raus aus dem mittlerweile kalten Wasser.
Margaretha und Lina halfen mir aufs Sofa und es war so ein schönes Gefühl: zuhause auf dem Sofa mit frischem Baby, Ludwig und Lina und nur unserer Hebamme.
Wir ließen die Nabelschnur noch zwei Stunden dran um auszupulsieren und ich durfte sie selbst abnabeln. Wir begutachteten die Plazenta, die Fruchtblase und die Nabelschnur genau, und machten noch Abdrücke der Plazenta, bevor wir sie einfroren.
Danach habe ich die kleine Maus zum ersten Mal angelegt. Erst 3 h nach der Geburt haben wir sie gemessen und gewogen – alles auf dem Sofa, direkt neben mir. Ludwig war sehr erschöpft und müde und schlief dann an meine Schulter gelehnt ein.
Später schaute Linas Mama dann noch kurz rein.
Die Hebamme fuhr nachhause und wir saßen auf unserem Sofa – zu viert. Kaum zu glauben, was vor ein paar Stunden passiert ist!
Am Abend gingen wir alle zusammen ins Bett und schliefen ein.
Und es stimmt, am Ende ist die Geburt unaufhaltbar. Dann geschieht alles von selbst – der Körper weiß, was zu tun ist und man funktioniert.
Ich bin so dankbar, diese Geburt zuhause erlebt haben zu dürfen – ohne Schmerzmittel und Hilfe. Das hat so viel aus meiner ersten Geburt wieder geheilt!
Ich habe meinem Körper vertraut und habe ihn machen lassen.
Danke auch an unsere wundervolle Hebamme Margaretha! Ohne dich hätte ich niemals den Mut gehabt, es wirklich zuhause zu machen. Es war so eine tolle Betreuung von Anfang an und ich habe mich sehr wohl mit dir an meiner Seite gefühlt!