Nach der Geburt unserer Tochter Mona, die voller Freude im Geburtshaus begann und traumatisch im Krankenhaus mit Kaiserschnitt endete, kam noch die schlimme Nachricht hinzu, dass man nach einem Kaiserschnitt zur Entbindung nicht mehr ins Geburtshaus darf.
Als wir dann – endlich wieder – einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielten war die große Frage: Was nun? Ich wollte auf gar keinen Fall wieder ins Krankenhaus. Geburtshaus war leider ausgeschlossen. Nach der traumatischen Erfahrung bei der ersten Geburt schien meinem Mann die Sicherheit, die nur eine Level 1 Klinik verheißen kann, sehr attraktiv…
Dass es bei uns in der Nähe eine Hausgeburtshebamme gab, die auch Kaiserschnitt-Frauen nimmt, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht…
Nach ein bisschen Recherche und Herumfragerei fand ich jedoch Margaretha. Es gab noch ein kurzes Bangen, weil nicht ganz sicher war, ob sie zum errechneten Termin schon aus dem Urlaub zurück wäre. Außerdem war es Margaretha ganz wichtig, dass auch mein Mann 100% hinter der Hausgeburt steht, was am Anfang nicht der Fall war.
Ich habe mich immer sehr auf Margarethas Hausbesuche gefreut. Mein Mann war auch jedes Mal dabei und wir fassten beide schnell Vertrauen und fanden einen gemeinsamen Nenner.
Die Schwangerschaft verlief ohne Komplikationen. Gegen Ende sehnte ich einerseits die Geburt herbei, andererseits war mir schon sehr mulmig, da ich ja noch keine „richtige“ Geburt erlebt hatte und somit nicht wusste, was auf mich zukommen würde, ob meine Wehen stark genug sein würden, wie sich wohl die Presswehen anfühlen würden, ob ich es schaffen, oder wieder im Krankenhaus landen würde…?
Unsere Tochter kam zwei Tage vor dem errechneten Termin zur Welt. Der errechnete Geburtstag für Jonas war der 28. Februar 2022. Meine Mama hatte sich angeboten uns eine Woche zu unterstützen und wollte am 25. Februar Vormittags anreisen. Am Abend des 24. Februar spürte ich ab ca. 19:30 Uhr immer mal wieder ein Ziehen im Unterbauch, dass schnell stärker wurde und auch die Abstände zwischen den Wehen wurden schnell kürzer.
Mein Mann rief seine Schwester an, die im Nachbarort lebt und die sich bereit erklärt hatte, im Notfall auf unsere Tochter aufzupassen. Meiner Mutter schrieb ich eine Nachricht, ob sie vielleicht schon etwas früher kommen könnte. Ob unser Sohn wohl am Geburtstag meines verstorbenen Großvaters zur Welt kommen würde?
Gegen 23:00 Uhr rief ich bei Margaretha an. Laut meiner WehenApp müsste ich so langsam mal ins Krankenhaus aufbrechen… Margaretha war gerade auf dem Heimweg von einer anderen Hausgeburt und telefonierte eine Weile mit mir. Ihre Einschätzung war, dass ich noch viel zu entspannt klänge und dass ich mich nicht anhöre als würde ich bald ein Kind zur Welt bringen. Wir einigten uns darauf, dass ich sie wieder anrufe, wenn ich das Gefühl habe, dass ich sie brauche.
Meiner Mama schickte ich noch eine Nachricht: Sie brauche sich nicht zu beeilen, unser Baby sei sicher schon da bis sie käme…
Die ganze Nacht veratmete ich gefühlt eine Wehe nach der anderen. Mein Mann war die ganze Nacht mit mir wach und unterstütze mich so gut er konnte. In den frühen Morgenstunden wurden die Wehen schwächer und weniger und ich schlief irgendwann erschöpft in den Armen meines Mannes ein. Als ich wieder aufwachte waren die Wehen ganz verschwunden – Oh Nein, wie damals bei der Geburt unserer Tochter!
Am Vormittag kam dann irgendwann meine Mutter angereist. Ich wusste meine Tochter in guten Händen und konnte mich den ganzen Tag ausruhen. Ich telefonierte nochmal mit Margaretha und sie meinte es könne sich durchaus noch mehrere Tage hinziehen bis mein Baby geboren würde. Ich lag den ganzen Tag im Bett und harrte der Dinge.
Nach dem Abendessen, wieder gegen 19:30 Uhr kam die nächste Wehe angerollt und ich dachte mir „Oh nein, bitte nicht wieder so eine Nacht“. Am Tag davor schon erschien mir ein erneuter Kaiserschnitt als eine gute Lösung.
Meine Mutter nahm unsere Tochter mit zu sich in die Ferienwohnung und mein Mann und ich waren allein. Wir schauten zusammen noch einen Film an. Zwischendurch veratmete ich immer mal wieder eine Wehe. Ab ca. 23:00 Uhr wurden die Wehen stärker und ich hing abwechselnd an meinem Mann und an einem Tuch, dass mein Mann an der Decke aufgehängt hatte. In den Geburtspool traute ich mich nicht, da ich zu große Sorgen hatte, dass mich ein Bad zu sehr entspannen könnte und ich wieder einen Geburtsstillstand hätte.
Nachdem ich mich vor der ersten Geburt nur mit Hypnobirthing, schmerzfreien, quasi lautlosen Geburten und ekstatischen Zuständen befasst hatte (die Realität holte mich spätestens ein als ich im Krankenhaus die anderen kreisenden Frauen schreien hörte), hatte ich mir vorgenommen dieses Mal nicht zurück zu halten und schrie aus Leibeskräften (glücklicherweise haben wir keine direkten Nachbarn).
Irgendwann gegen 3:30 Uhr rief mein Mann dann Margaretha an und bat sie zu kommen.
Margaretha stand etwa eine halbe Stunde später bei uns im schummrigen Wohnzimmer und strahlte Ruhe und Kompetenz aus. Sie bat mich, mich auf die Seite zu legen, was ich mir erst überhaupt ganz und gar nicht vorstellen konnte. Sie meinte ich würde noch zwei, drei schmerzhafte Wehen ertragen müssen und dann würde es besser. Sie bettete mich mit vielen Kissen auf eine Matratze, meinen Kopf im Schoß meines Mannes, rüttelte ein bisschen an meiner Hüfte, und wie versprochen, zwei, drei Wehen später waren die Schmerzen quasi weg. Es war wie Zauberei! Ein paar Wehen später lud mich Margaretha dazu ein mal eine Wehe ohne Schreien auszuprobieren- und siehe da, das ging auch ganz wunderbar. Sie fragte auch noch, ob ich vielleicht noch in den Pool wolle, aber von meiner bequemen, nahezu schmerzfreien Seitenlage hätten mich keine zehn Pferde wegbekommen. Never change a running system! Irgendwann platzte die Fruchtblase und irgendwann begannen die Presswehen, ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Ich kann mich noch an ein Brennen erinnern, das vom Dammriss kam, wirkliche Schmerzen empfand ich aber nicht.
Um 6:14 Uhr war unser Sohn Jonas geboren und ich war überglücklich, dass ich es geschafft hatte, meinen Sohn zu Hause im Feuerschein zur Welt zu bringen. Leider musste ich noch ins Krankenhaus zum Nähen, was nicht so schön war, zum Glück war der Dammriss nicht so gravierend wie erst befürchtet und ist komplikationslos verheilt. Die kurze Ziet Krankenhaus hat mir aber nochmal deutlich vor Augen führte, was für ein Segen diese Hausgeburt war – so heilsam, wundervoll und magisch, dass ich mir sehnlichst wünsche noch einmal so eine Hausgeburt erleben zu dürfen – hoffentlich wieder mit Margaretha!