Geburtsgeschichte Carolina und Milla
Als ich von meiner Schwangerschaft erfuhr war mir schnell klar, dass ich eine Alternative zur Geburt im Krankenhaus wollte. Zunächst plante ich, im Geburtshaus zu entbinden und eine Hausgeburt schien mir zu gewagt. Doch je mehr ich mich mit dem Thema befasste und je selbstbewusster ich in meiner Schwangerschaft wurde, desto mehr konnte ich mir vorstellen, zu Hause zu gebären. Nachdem wir drei Monate vor dem Geburtstermin Margaretha kennen lernten entschloss ich mich dazu, bestärkt durch meinen Mann, unsere Tochter bei uns zu Hause zur Welt zur bringen.
Meine Wehen setzten langsam am Abend gegen 20 Uhr ein. Zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, dass es nun wirklich losgeht denn die Tage zuvor hatte ich bereits Kontraktionen gehabt. Ans Schlafen gehen war für mich nicht mehr zu denken. Um 5 Uhr morgens weckte ich meinen Mann. Die Wehen wurden immer intensiver und kamen bereits alle 5-10 Minuten. Spätestens jetzt war mir klar: es ist soweit! Ich verschaffte mir unter der heißen Dusche Linderung, mir war übel, ich musste mich übergeben und hatte Durchfall. Ich hatte das Gefühl, mein Körper entleerte und bereite sich vor.
Als Margaretha um 9 Uhr bei uns eintraf, war ich bereits in meiner eigenen Welt abgetaucht und sprach kaum noch. Ich lief die ganze Zeit auf und ab, während mir mein Mann bei jeder Wehe kräftig auf den unteren Rücken presste. Gerade rechtzeitig war der Geburtspool aufgebaut und ich konnte endlich ins warme Wasser steigen, wo meine Wehen erträglicher wurden. Zwischen den Wellen versuchte ich mich so gut es ging zu entspannen und Kraft für die kommende zu sammeln. Immer wieder war ich von der Heftigkeit der Kontraktionen überrascht, wenn diese erneut an Intensität zunahmen. Bei jeder Welle schrie ich mit voller Kraft denn es befreite mich und half mir, die Schmerzen zu verarbeiten. Vor der Geburt hatte ich mir Gedanken gemacht, ob die Nachbarn mich hören würden. Jetzt hätte mir Nichts gleichgültiger sein können.
Margaretha hielt sich lange im Hintergrund und lies mich und meinen Mann gewähren, was perfekt war. Die Unterstützung meines Mannes, der die Ruhe selbst war und die ganze Zeit mit seiner Liebe und Fürsorge für mich da war, war unbezahlbar. Zwischendurch ermutigte Margaretha mich und strahlte dabei eine Gelassenheit und Sicherheit aus, die mir das Gefühl gab, dass alles super lief.
Nachdem ich nun bereits etwa 90 Minuten Presswehen hatte, schlug sie vor aus dem Pool heraus zu kommen und den Geburtshocker auszuprobieren. Es war genau das Richtige denn hier kam ich ein gutes Stück vorwärts und die Geburt des Köpfchens rückte näher. Zurück im Pool wurden die Wehen noch stärker und Margaretha motivierte mich fortwährend, zu pressen. Wenn ich dachte, ich würde schon alles geben, setze mein Körper ungeahnte, neue Kräfte frei. Zwar waren die Wehen in dieser Phase auf dem Höhepunkt aber so war es auch meine Motivation da ich nun spürte, dass die Geburt kurz bevorstand und dass ich es wirklich schaffen werde. Innerhalb von zwei oder drei weiterer Wehen war das Köpfchen unserer Tochter geboren. Ich fasste an ihren Kopf und spürte unter Wasser ihre zarte Haut und die feinen Härchen. Sie zum ersten Mal anfassen zu können, war ein überwältigender Moment.
Und dann ging es schnell: bei der nächsten Wehe waren die Schultern geboren und danach kam der Rest ihres Körpers in einem Rutsch raus. Milla war auf die Welt gekommen, endlich! Da schwamm sie, ihr kleiner, bläulicher Körper, das Gesichtchen von der Anstrengung mitgenommen und wunderschön. Ich konnte es nicht glauben. Ich hatte es geschafft, wir hatten es geschafft! Sie war da und alles war gut. Mein Mann nahm sie in seine Hände und legte sie mir in die Arme. Sie war ganz ruhig und blickte mir tief in die Augen mit einer Präsenz, die mich tief berührte. Es war ein unbeschreiblicher Moment, den ich niemals vergessen werde. Noch im Pool nahm Milla meine Brust und trank. Nach etwa zwanzig Minuten trennte mein Mann die Nabelschnur durch. Wir lagen zu dritt, zum ersten Mal als kleine Familie auf der Couch bei uns zu Hause und waren wie verzaubert. Dass unsere kleine Tochter nun bei uns war, war so unwirklich, so ein Wunder! Ich war erfüllt von Dankbarkeit, Stolz und einem inneren Frieden, der sich so vollkommen und heil anfühlte – alles war, wie es sein sollte.
Rückblickend würde es genauso wieder machen. Zu Hause, im vertrauten Umfeld, nur mit meinem Mann und der Hebamme zu entbinden, war für mich die beste Entscheidung. Wir konnten uns alles so einrichten, wie wir wollten und wie ich es brauchte. Zu jedem Zeitpunkt habe ich mich sicher und gut aufgehoben gefühlt. Ich durfte selbstbestimmt gebären, aus eigener Kraft, ohne medizinische Eingriffe oder Schmerzmittel. Ich bin davon überzeugt, eine natürliche Geburt gehabt zu haben, erlaubte es mir über mich hinauswachsen und zeigte mir, wie stark ich wirklich bin. Auch ich wurde an diesem Tag neu geboren, als Mutter.
Für mehr Fotos von Millas Geburt http://hebammemargaretha.de/caro